Interview mit Mediator Matthias Wilhelm

 

Die Zeiten, in denen Mediation und Meditation verwechselt wurden, sind – zum Glück – vorbei. Das Mediationsverfahren wird immer bekannter und Konflikte immer öfter mittels Mediation gelöst. Die Branche selbst hat durch das Mediationsgesetz 2012 eine Professionalisierung erfahren. Der Mediationskanzlei Göttingen ist es ein Anliegen, das Verfahren Mediation noch bekannter zu machen.

Frage: Herr Wilhelm, Sie sind als Mediator tätig. Was ist das eigentlich genau: Mediation?

Matthias Wilhelm: Mediation ist ein Konfliktlösungsverfahren, das diejenigen, die miteinander streiten dabei unterstützt, selbst eine Lösung für ihren Konflikt zu finden.

Konflikte lösen, machen das nicht auch Gerichte?

Ja sicher, aber eben ganz anders. Bei einer Mediation behalten die Beteiligten das Heft der Lösung in der Hand. Das ist ein ganz wesentlicher Unterschied zu Konfliktlösungsverfahren wie einem Gerichtsprozess: Vor Gericht entscheidet ein Richter, die „Streithähne“ müssen dessen Entscheidung akzeptieren. Ihnen bleibt gar nichts anderes übrig, als sich irgendwann damit abzufinden, auch wenn sie mit dem Urteil nicht einverstanden sind oder die Entscheidung nicht verstehen. Einfluss auf die Entscheidung selbst können sie in der Regel nicht nehmen.

Und das ist bei einer Mediation anders?

Genau. In der Mediation gehen wir davon aus, dass die Beteiligten eines Konfliktes „ihren“ Konflikt am besten kennen und als dessen Experten die höchste Kompetenz haben, eine Lösung zu finden. Das Ziel einer Mediation ist eine Lösung, die für alle Beteiligten ein Gewinn ist.

Was ist dabei Ihre Aufgabe als Mediator?

Meine Aufgabe als Mediator ist es, die Beteiligten auf ihrem Weg zu der Lösung ihres Konfliktes zu begleiten und zu unterstützen. Als Mediator bin ich für den Prozess verantwortlich, den Parteien die Lösung ihres Konflikts zu ermöglichen.

Wie kann man sich das konkret vorstellen? Wie machen Sie das?

Eine Mediation ist ein strukturiertes Verfahren, keine Hexerei. Ich höre beispielsweise genau hin, worüber tatsächlich gestritten wird. Das mag sich banal anhören. Meine Erfahrung ist aber, dass allzu oft nur „um den heißen Brei herum“ gestritten wird; an „des Pudels Kern“ traut sich dann keiner heran. Eine Lösung ist aber nur dann auf Dauer tragfähig, wenn es auch eine Lösung des tatsächlichen Konflikts ist!

Ganz wesentlich ist zudem, dass es mir gelingt, zwischen den Beteiligten ein gegenseitiges Verständnis im Sinne eines „Nachvollziehen- Könnens“  zu wecken. Dieser Perspektivenwechsel ist oft der entscheidende Knackpunkt, um zu einer Lösung zu kommen.

Und das klappt immer?

Leider nein, mit den Erfolgen bin ich aber ganz zufrieden. Der Weg zu einer Lösung ist oft ein langer, steiniger Weg, mit Umwegen, Sackgassen und vor allem harter Arbeit.

Ist eine Mediation bei allen Konflikten möglich?

Grundsätzlich ja. Die ganz große Stärke von Mediation ist der Beziehungserhalt auch nach dem Streit: Diese Stärke kann Mediation dann besonders gut ausspielen, wenn die Parteien auch nach Beendigung des Konflikts miteinander zu tun haben. Deshalb bietet sich Mediation beispielsweise bei Trennung und Scheidung an, wenn Kinder mit im Spiel sind. Aber auch Erben bleiben verwandtschaftlich verbunden nach einem Streit ums Erbe. Oder denken Sie an Nachbarn: Mit seinen Nachbarn zumindest auszukommen, kann goldwert sein. Die Anwendungsbereiche der Mediation sind weit gefächert.

Was ist der erste Schritt, wenn ich eine Mediation für mich will?

Mediation ist freiwillig, und zwar für alle Beteiligten. Wenn eine Partei partout nicht will, ist eine Mediation grundsätzlich nicht möglich.  Wichtig ist es also, die weiteren Beteiligten „mit ins Boot“ zu holen. Und dann ist es natürlich ganz wichtig, mit einem Mediator Kontakt aufzunehmen.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

Veröffentlichungen mit freundlicher Genehmigung der Mediationskanzlei Göttingen. Um Quellenhinweis und Belegexemplar wird gebeten.

Mo.- Fr. 9 – 19 Uhr 0551-50535738

Gespräch mit Mediator Matthias Wilhelm zum Thema: Was ist Mediation?

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